Treibhaus Innerschweiz
Typisch für die als erzkatholische verschriene Innerschweiz lebt hier auch die Gilde der Volksmusikanten vornehmlich in festen Bindungen (Kapellen o.ä.), andererseits ist die Gegend seit mindestens hundert Jahren auch ein Hort der musikalischen Promiskuität: Mitunter treibt es Jeder mit Jedem. So ergibt sich im Jahr 1996 auch ein folgenschweres alko-musikalisches Zusammentreffen des Schwyzerörgelers Flückiger Markus und des Klarinettlers Häusler Dani, welches umgehend die Gründung eines Ländler-Rock-Bastards namens pareglish zur Folge hat. Dessen unbekümmerte Grenzgraserei in fremdfötzeligen Volksmusik-Schründen sorgt bei der Fixierer-Fraktion für rot glühende Köpfe, während die Entwickler-Fraktion sie als Morgenröte am monochromen Ländlerhimmel beklatscht. Unterstützt vom Klavierler Kamer Reto und vom Kontrabässler Huber Sepp, die schon vorgängig bei verschiedentlichen One-Night-Stands Werbung in eigener Sache betrieben, macht sich der flotte Vierer daran, das gemeinsame folkloristische Erbgut kollektiv auszuweiden.
Als Stammgäste an der Steiner-Chilbi bezahlen Hujässler ihren jeweils achtstündigen Parcours durch die Innerschweizer Ländlergeschichte und die Brissago-Schwaden im legendären Gasthaus Rössli mit dem gelegentlichen K.O. des Frontbläsers, um handkehrum zur Abkühlung des eigenen Übermuts gleich den weissen Saal des KKL Luzern für ein happiges HujGroup-Showcase zu buchen (inkl. Produktion einer Live-Doppel-CD).
Ja was denn nun? Die so genannte „Neue Volksmusik“, für welche die Hujässler landauf, landab als Richtpfahl gehandelt werden, klingt nirgends spannender und zwingender, als wenn sie von solch geeichten Kämpen serviert wird, und eine Clique von Geigenbänklern, die ihren Lustgewinn auch mal aus einer Heavy Metal-Fuhr oder einem Hip-Hop-Act zieht, erweist sich durchaus als Gewinn bringend für das muntere Quellsprudeln einer vitalen Volksmusiktradition. Da mag dann etwa ein Karl Dillier, seines Zeichens Chef der Schwyzer Sektion im Verband Schweizer Volksmusik, gerne mit einer sozusagen revolutionären Neu-Definition der real existierenden Ländlerstile aufwarten – die Hujässler decken das aufgezeigte Genre-Spektrum in seiner ganzen Breite von „fätzig“ über „lieblich“ bis „konzertant“ problemlos ab – und mischen grinsend die Karten für den nächsten Huj-Jass...
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Hörprobe