Erschienen am 29. November 1999 im Obersimmentaler

Michel Besson (F), Akkordeon solo, eröffnete im Rest. Hüsy,
Blankenburg, mit Musik auch ausserhalb des Jazz die 6. Saison des Zweisimmen Jazz Club

von Kilian Gobeli

Warum nicht einmal eine Jazz- Konzertsaison mit Musik auch ausserhalb des Jazz eröffnen? Dieses Experiment hat der Zweisimmen Jazz Club am Samstag, 27. November 1999, zur Eröffnung seiner 6. Konzertsaison gewagt. Im Rest. Hüsy, Blankenburg, trat mit dem Franzosen Michel Besson einer der bekanntesten europäischen Akkordeonisten auf. Unter dem Motto "Latin et jazz, accordéon solo" entführte er die Besucherinnen und Besucher in die Vielfältigkeit der so genannten Weltmusik. Seinen ersten Konzertteil bestritt er mit dem akustischen Akkordeon, nur leicht mit Mikrofonen verstärkt. Begann er vorerst mit eingängigeren Rythmen und Melodien im Bereiche Walzer und Musette, forderte er das Gehör und die Konzentration der zahlreichen Gäste bald heraus mit ungewöhnlichen arythmischen Klängen mit Einflüssen aus Tango, Latin, aber auch stark aus der Zigeunermusik, die man von den Balkangegenden her kennt. Von Besson geschickt plazierte Gesangseinlagen sowie Erläuterungen zum Programm und seinen Inspirationen dazu, reicherten den Abend wertvoll an. Im zweiten Teil setzte Michel Besson dann ein an einfache Elektronik gekoppeltes Akkordeon ein, mit dem er verschiedene Instrumente imitieren konnte. Für diesen Konzertteil wählte er wahre Feuerwerke von Stücken, so dass zeitweilig der Eindruck entstand, ein kleineres Orchester stehe auf der Bühne. Aber auch Rap- und Bluesnummern streute er ins Programm ein. Dass Besson vor ausverkauftem Hause eines Jazz Clubs aufspielte, liess er nicht ganz vergessen, bot er doch einige Jazz- und Bossa Nova-Klassiker in eigenen Arrengements. Das Publikum war von der sagenhaften Virtuosität, aber auch von der feineren Spielart derart begeistert, dass es den Künstler nicht ohne Zugabe ziehen liess. Auf mehrheitlichen Wunsch hin demonstrierte er sein Können und die beeindruckende Unabhängigkeit der beiden Hände nochmals auf dem akustischen Akkordeon mit drei abschliessenden Stücken. Als Bilanz des ungewöhnlichen Abends darf gesagt werden - das gewagte Experiment ist vollauf geglückt!